Samstag, 27. April 2024

Gott Vater, sende deinen Geist

Von diesem Lied von Paul Gerhardt gibt es eine Fassung in 16 Strophen und eine in 4 Strophen, die mit der Strophe beginnt, die Bach in seiner Kantate 108 "Es ist euch gut, daß ich hingehe" verwendet. (Die vierstrophige Fassung steht hier nach der 16-strophigen. Die dort ausgewählten Strophen sind unter den 16 durch Fettdruck hervorgehoben. Die Abweichungen der Texte deuten auf die 16-strophige Fassung als die ältere hin.)


1 Gott Vater, sende deinen Geist,
Den uns dein Sohn erbitten heißt,
Aus deines Himmels Höhen.
Wir bitten, wie er uns gelehrt:
Laß uns doch ja nicht unerhört
Von deinem Throne gehen!


2 Kein Menschenkind hier auf der Erd
Ist dieser edlen Gabe wert,
Bei uns ist kein Verdienen.
Hier gilt gar nichts als Lieb und Gnad,
Die Christus uns verdienet hat
Mit Büßen und Versühnen.

3

Es jammert deinen Vatersinn
Der große Jammer, da wir hin
Durch Adams Fall gefallen.
Durch dieses Fallen ist die Macht
Des bösen Geistes leider bracht
Auf ihn und auf uns allen.

4

Wir halten, Herr, an unserm Heil
Und sind gewiß, daß wir dein Teil
In Christo werden bleiben,
Die wir durch seinen Tod und Blut
Des Himmels Erb und höchstes Gut
Zu haben treulich gläuben.

5

Und das ist auch ein Gnadenwerk
Und deines heilgen Geistes Stärk,
In uns ist kein Vermögen.
Wie bald würd unser Glaub und Treu,
Herr, wo du uns nicht stündest bei,
Sich in die Aschen legen.

6

Dein Geist hält unsres Glaubens Licht,
Wenn alle Welt dawider ficht
Mit Sturm und vielen Waffen,
Und wenn auch gleich der Fürst der Welt
Selbst wider uns sich legt ins Feld,
So kann er doch nichts schaffen.

7

Wo Gottes Geist ist, da ist Sieg,
Wo dieser hilft, da wird der Krieg
Gewißlich wohl ablaufen.
Was ist doch Satans Reich und Stand?
Wann Gottes Geist erhebt die Hand,
Fällt alles übern Haufen.

8

Er reißt der Höllen Band entzwei,
Er tröst't und macht das Herze frei,
Von allem, was uns kränket;
Wenn uns des Unglücks Wetter schreckt,
So ist ers, der uns schützt und deckt
Viel besser, als man denket.

9

Er macht das bittre Kreuze süß,
Ist unser Licht in Finsternis,
Führt uns als seine Schafe,
|Hält über uns sein Schild und wacht,
Daß seine Herd in tiefer Nacht
Mit Ruh und Frieden schlafe.

10

Den Geist, den Gott vom Himmel gibt,*        
Der leitet alles, was ihn liebt,
Auf wohlgebahnten Wegen,
Er setzt und richtet unsern Fuß,
Daß er nicht anders treten muß,
Als wo man findt den Segen.

11

Er macht geschickt und rüstet aus
Die Diener, die des Herren Haus
In diesem Leben bauen;
Er ziert ihr Herz, Mund und Verstand,
Läßt ihnen, was uns unbekannt,
Zu unserm Besten schauen.

12

Er öffnet unsers Herzens Tor,
Wenn sie sein Wort in unser Ohr
Als edlen Samen streuen,
Er gibet Kraft demselben Wort,
Und wenn es fället, bringt ers fort
Und lässets wohl gedeihen.

13

Er lehret uns die Furcht des Herrn,
Liebt Reinigkeit und wohnet gern
In frommen keuschen Seelen.
Was niedrig ist, was Tugend ehrt,
Was Buße tut und sich bekehrt,
Das pflegt er zu erwählen.

14

Er ist und bleibet stets getreu,
Er steht uns auch im Tode bei,
Wenn alle Ding abstehen;
Er lindert unsre letzte Qual,
Läßt uns hindurch ins Himmels Saal
Getrost und fröhlich gehen.

15

O selig, wer in dieser Welt
Läßt diesem Gaste Haus und Zelt
In seiner Seel aufschlagen!
Wer ihn aufnimmt in dieser Zeit,
Den wird er dort zur ewgen Freud
In Gottes Hütte tragen.

16

Nun, Herr und Vater aller Güt,
Hör unsern Wunsch: Geuß ins Gemüt
Uns allen diese Gabe!
Gib deinen Geist, der uns allhier
Regiere und dort für und für
Im ewgen Leben labe!

*Dein Geist bei Bach ist überzeugender. Der Geist im Ev. Gesangbuch von 1884 erscheint ebenfalls besser.

Vierstrophige Fassung

1) Der Geist, den Gott vom Himmel gibt,
der leitet alles, was ihn liebt,
auf wohlgebahnten Wegen.
Er setzt und richtet unsern Fuß,
dass man nicht anders treten muss,
als wo man findet Segen.

2) Sein Geist hält unser Glaubenslicht,
wenn alle Welt dawider ficht
mit Sturm und vielen Waffen.
Und wenn auch gleich der Fürst der Welt
selbst wider uns sich legt ins Feld,
so kann er doch nichts schaffen.

3) O selig, wer in dieser Welt
lässt bauen diesen Geist das Zelt
in seines Herzens Mitte!
Wer ihn aufnimmt in dieser Zeit,
den trägt er dort zur ew'gen Freud
in seines Gottes Hütte.

4) Er ist und bleibet stets getreu;
er steht uns auch im Tode bei,
wenn alle Dinge fallen.
Er ändert unsre letzte Qual
und lässt uns durch das Todestal
getrost zum Himmel wallen.



Montag, 1. Januar 2024

Hinneh mah tov

Hinneh mah tov umah na'im

Shevet achim gam yachad

10 verschiedene Melodien


Hine mah tov uma na-im

schäwet achim gam jachat


Siehe wie fein und lieblich ist's,

wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen !


https://en.wikipedia.org/wiki/Hine_Ma_Tov

Psalm 133 (1. Vers)


Montag, 7. Juni 2021

Ich lobe Dich von ganzer Seelen

 1. Ich lobe Dich von ganzer Seelen,

dass Du auf diesem Erdenkreis

Dir wollen eine Kirch erwählen

zu Deines Namens Lob und Preis;

darinnen sich viel Menschen finden

in einer Heiligen Gemein,

die da von allen ihren Sünden

durch Christi Blut gewaschen sein.


2. Du rufest auch noch heutzutage,

dass jedermann erscheinen soll.

Man höret immer Deine Klage,

dass Dein Haus nicht will werden voll.

Deswegen schickst Du auf die Straßen,

zu laden alle, die man findt,

Du willst auch die berufen lassen,

die blind und lahm und elend sind.


3. Du, Gott, hast Dir aus vielen Zungen

der Völker eine Kirch gemacht,

darin Dein Lob Dir wird gesungen

in einer wunderschönen Pracht,

die sämtlich unter Christus stehen

als ihrem königlichen Haupt

und in Gemeinschaft dies begehen,

was jeder Christ von Herzen glaubt. 


Donnerstag, 21. April 2011

O Haupt voll Blut und Wunden (EG 85)

O Haupt voll Blut und Wunden,
Voll Schmerz und voller Hohn,
O Haupt, zum Spott gebunden
Mit einer Dornenkron’,
O Haupt, sonst schön gezieret
Mit höchster Ehr’ und Zier,
Jetzt aber hoch schimpfieret:
Gegrüßet sei’st du mir!

Dies Lied von Paul Gerhardt ist bei Katholiken wie bei Protestanten das bekannteste Passionslied (und deshalb zu recht in die Kernlieder aufgenommen worden). Es geht auf den mittelalterlichen Hymnus Salve caput cruentatum von Arnulf von Löwen zurück, der lange Bernhard von Clairvaux zugeschrieben wurde.
Doch hat es bei allen Gemeinsamkeiten eine unterschiedliche Sicht auf das Passionsgeschehen (vgl. Geistliches Wunderhorn, S.277ff.)

Du edles Angesichte,
Davor sonst schrickt und scheut
Das große Weltgewichte,
Wie bist du so bespeit!
Wie bist du so erbleichet!
Wer hat dein Augenlicht,
Dem sonst kein Licht nicht gleichet,
So schändlich zugericht’t?

Die Farbe deiner Wangen,
Der roten Lippen Pracht
Ist hin und ganz vergangen;
Des blassen Todes Macht
Hat alles hingenommen,
Hat alles hingerafft,
Und daher bist du kommen
Von deines Leibes Kraft.

Nun, was du, Herr, erduldet,
Ist alles meine Last;
Ich hab’ es selbst verschuldet,
Was du getragen hast.
Schau her, hier steh’ ich Armer,
Der Zorn verdienet hat;
Gib mir, o mein Erbarmer,
Den Anblick deiner Gnad’!

Mit Schau her! wechselt Paul Gerhardt von der anbetenden Betrachtung des mittelalterlichen Beters zur Ansprache an den Gekreuzigten und der Bitte um Vergebung (sola fide).

Erkenne mich, mein Hüter,
Mein Hirte, nimm mich an!
Von dir, Quell aller Güter,
Ist mir viel Gut’s getan.
Dein Mund hat mich gelabet
Mit Milch und süßer Kost;
Dein Geist hat mich begabet
Mit mancher Himmelslust.

Milch und süße Kost beziehen sich bei Gerhardt nicht auf das Gelobte Land als Vorschmack des Paradieses, sondern auf das Wort Christi, das Vergebung verheißt.

Ich will hier bei dir stehen,
Verachte mich doch nicht!
Von dir will ich nicht gehen,
Wenn dir dein Herze bricht;
Wenn dein Haupt wird erblassen
Im letzten Todesstoß,
Alsdann will ich dich fassen
In meinen Arm und Schoß.

Das Ich tritt hier - im Unterschied zu Petrus, der seinen Herrn verleugnete - an den Sterbenden heran und will ihn wie die Pietà (Maria unter dem Kreuz) in seinen Schoß nehmen.

Es dient zu meinen Freuden
Und kommt mir herzlich wohl,
Wenn ich in deinem Leiden,
Mein Heil, mich finden soll.
Ach, möcht’ ich, o mein Leben,
An deinem Kreuze hier
Mein Leben von mir geben,
Wie wohl geschähe mir!

Hier wendet sich Gerhardt schon unter dem Kreuz der Osterfreude zu, dem Dank für die Erlösung von Sünde und Tod, die Christi Vorausgehen durch Tod und Auferstehung ermöglicht hat.

Ich danke dir von Herzen,
O Jesu, liebster Freund,
Für deines Todes Schmerzen,
Da du’s so gut gemeint.
Ach gib, daß ich mich halte
Zu dir und deiner Treu’
Und, wenn ich nun erkalte,
In dir mein Ende sei!

Wenn ich einmal soll scheiden,
So scheide nicht von mir;
Wenn ich den Tod soll leiden,
So tritt du dann herfür;
Wenn mir am allerbängsten
Wird um das Herze sein,
So reiß mich aus den Ängsten
Kraft deiner Angst und Pein!

Erscheine mir zum Schilde,
Zum Trost in meinem Tod,
Und lass mich sehn dein Bilde
In deiner Kreuzesnot!
Da will ich nach dir blicken,
Da will ich glaubensvoll
Dich fest an mein Herz drücken.
Wer so stirbt, der stirbt wohl.

Gerhardts Sprecher sieht sich durch seinen Glauben mit Christus verbunden. Wieder tritt das sola fide an die Stelle der mit Christus vereinenden Liebe des amator amplectente (Liebender, der umarmt werden muss) des mittelalterlichen Hymnus.

Melodie

(Trotz aller Netzverweise stammen alle wesentlichen Interpretationshinweise, wie erwähnt aus Geistliches Wunderhorn, S.277ff.)
vgl. auch: Wikipedia, Kirchensite Bistum Münster (mit Hinweisen zu Vertonungen u.a.)

Dienstag, 1. Februar 2011

Wer nur den lieben Gott lässt walten (EG 369)

Wer nur den lieben Gott läßt walten
Und hoffet auf ihn allezeit,
Den wird er wunderbar erhalten
In aller Not und Traurigkeit.
Wer Gott, dem Allerhöchsten, traut,
Der hat auf keinen Sand gebaut.
Umfragen zufolge ist es das beliebteste Kirchenlied, ein Trostlied, wie es sein Verfasser Georg Neumark selbst genannt hat. Nach seiner Aussage hat er, dem Lied, das er 1641 geschrieben und auch komponiert hat, Vers 23 aus Psalmvers 55 zugrundegelegt: "Wirf dein Anliegen auf den Herrn, der wird dich wohl versorgen".
Er wollte nach Königsberg, um dort Jura zu studieren und den Poetiklehrer Simon Dach zu hören. Sicherheitshalber schloss er sich einer Reisegesellschaft an. Doch sie wurden von Räubern überfallen und völlig ausgeplündert. Über Magdeburg, Lüneburg und Hamburg kam er schließlich nach Kiel, wo er endlich ein Auskommen als Hauslehrer fand. Dort dichtete er dies Lied.
Was helfen uns die schweren Sorgen?
Was hilft uns unser Weh und Ach?
Was hilft es, daß wir alle Morgen
Beseufzen unser Ungemach?
Wir machen unser Kreuz und Leid
Nur größer durch die Traurigkeit.

Neumark selbst berichtete über seine damalige Stimmung: "So wurde ich so melancholisch, daß oftmals ich des Nachts in meiner Kammer den lieben Gott mit heißen Tränen knieend um Hilfe anflehete" und fährt dann fort: "welches der liebe und barmherzige Gott, des Güte alle Morgen neu und mich über mein Vermögen nicht versuchte, endlich ganz unvermeint angesehen."
Man halte nur ein wenig stille
Und sei doch in sich selbst vergnügt,
Wie unsers Gottes Gnadenwille,
Wie sein' Allwissenheit es fügt.
Gott, der uns sich hat auserwählt,
Der weiß auch sehr wohl, was uns fehlt. 
Er kennt die rechten Freudenstunden,
Er weiß wohl, wann es nützlich sei.
Wenn er uns nur hat treu erfunden
Und merket keine Heuchelei,
So kommt Gott, eh wir's uns versehn,
Und lässet uns viel Gut's geschehn.
Er hätte wegen seiner gescheiterten Pläne viel Anlass zur Klage gehabt, doch konzentriert er sich auf das, was er nach dem Überfall an Hilfe erfahren hat. In der Zeit des Dreißigjährigen Krieges, wo fast kein einziger Platz von Kriegshandlungen und marodierenden Soldaten verschont blieb und über ein Drittel der Bevölkerung Deutschlands umkam, hat er einen Überfall überstanden und - endlich - einen Ort gefunden, wo er bleiben kann.
Denk nicht in deiner Drangsalshitze,
Daß du von Gott verlassen seist,
Und daß der Gott im Schoße sitze,
Der sich mit stetem Glücke speist.
Die Folgezeit verändert viel
Und setzet jeglichem sein Ziel.
Es sind ja Gott sehr leichte Sachen
Und ist dem Höchsten alles gleich,
Den Reichen klein und arm zu machen,
Den Armen aber groß und reich.
Gott ist der rechte Wundermann,
Der bald erhöhn, bald stürzen kann.

Neumark hat das Lied mit 20 Jahren geschrieben. 40 Jahre darauf, in seinem Todesjahr, diktierte er erblindet seinen Kindern den Bericht über die Umstände, aus denen das Lied hervorging. 

Sing, bet und geh auf Gottes Wegen,
Verricht das Deine nur getreu
Und trau des Himmels reichem Segen,
So wird er bei dir werden neu;
Denn welcher seine Zuversicht
Auf Gott setzt, den verläßt er nicht.


Der Originaltext Neumarks - Kirchenlieder werden wie Bibelübersetzungen immer wieder dem neuen Sprachgebrauch angenähert - findet sich in der Wikipedia. Dort finden sich auch viele nützliche Links.
Hier kann man einen mehrstimmigen Satz hören, in dem aber die Melodie im Vordergund bleibt, so dass man gut mitsingen kann.
Bachs Kantate Nr.93 gestaltet die Aussage noch vielfältiger aus: Chor und Rezitative, Choral.

Mittwoch, 26. Januar 2011

Der du die Zeit in Händen hast (EG 64)

 Der du die Zeit in Händen hast,
Herr, nimm auch dieses Jahres Last
und wandle sie in Segen.
Nun von dir selbst in Jesus Christ
die Mitte fest gewiesen ist,
führ uns dem Ziel entgegen.

Dies Lied von Jochen Klepper aus „Kyrie. Geistliche Lieder“, 1938, habe ich als Jugendlicher gern gesungen. Grass hat einmal – dem Sinne nach – geschrieben: „Nie wieder liest man Bücher so intensiv wie mit 25 Jahren.“ Von diesem Lied darf ich für mich Ähnliches behaupten. Ich habe als Erwachsener „Meine Zeit steht in deinen Händen“ und „Von guten Mächten treu und still umgeben“ oft gesungen und dann über Margot Käßmanns Hinweise das Lied „Du kannst nicht tiefer fallen als nur in Gottes Hand“ kennen gelernt. 
Wenn ich heute diese Lieder singe, gewinnen sie für mich an Intensität dadurch, dass ich mich daran erinnere, wie ich damals dies Lied von Klepper gesungen habe.
Gemeinsam ist den Texten der Blick auf Zeit und Leben und der Gedanke, dass wir in Gottes Hand geborgen sind.
Als Jugendlicher habe ich Lebenszeit wesentlich als Zukunft und damit als etwas Unsicheres gesehen, jetzt ist sie für mich zu einem großen Teil Vergangenheit und insofern ist dieser Teil endgültig für mich aus der Verantwortung, ihn gestalten zu müssen, entlassen.
Doch weiter ist es die Zukunft, für die es für mich wichtig ist, dass sie „in Gottes Hand“ ist.

Da alles, was der Mensch beginnt,
vor seinen Augen noch zerrinnt,
sei du selbst der Vollender.
Die Jahre, die du uns geschenkt,
wenn deine Güte uns nicht lenkt,
veralten wie Gewänder.

Wer ist hier, der vor dir besteht?
Der Mensch, sein Tag, sein Werk vergeht:
nur du allein wirst bleiben.
Nur Gottes Jahr währt für und für,
drum kehre jeden Tag zu dir,
weil wir im Winde treiben.
(Psalm 102,25-28 )

Der Mensch ahnt nichts von seiner Frist.
Du aber bleibest, der du bist,
in Jahren ohne Ende.
Wir fahren hin durch deinen Zorn,
und doch strömt deiner Gnade Born
in unsre leeren Hände.
(Psalm 90,9)

Und diese Gaben, Herr, allein
laß Wert und Maß der Tage sein,
die wir in Schuld verbringen.
Nach ihnen sei die Zeit gezählt;
was wir versäumt, was wir verfehlt,
darf nicht mehr vor dich dringen.

Worauf sich diese Gaben bezieht, wird man sich beim Singen nicht immer genau klar machen. Es sind die Gaben, die sich in unseren leeren Händen befinden, nämlich die Gaben, die wir aus Gottes Hand erhalten.
Nachdem ich die Schützmotette "Die mit Tränen säen" kennengelernt habe, erinnern mich diese Gaben immer wieder einmal an die Garben, die die, die mit Tränen gesät haben, mit Freuden bringen können. Es sind Gaben, die wir dankbar annehmen können, gerade da, wo wir mit Tränen gesät haben.

Der du allein der Ewge heißt
und Anfang, Ziel und Mitte weißt
im Fluge unsrer Zeiten:
bleib du uns gnädig zugewandt
und führe uns an deiner Hand,
damit wir sicher schreiten.

Ergänzungen
Zur Vertonung von "Der du die Zeit..." durch Schwab

Heinrich Schütz: Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten. Sie gehen hin und weinen und tragen edlen Samen und kommen mit Freuden und bringen ihre Garben. (Psalm 126)
Johannes-Brahms-Chor Hannover
Pro Nobis Ensemble