Von diesem Lied von Paul Gerhardt gibt es eine Fassung in 16 Strophen und eine in 4 Strophen, die mit der Strophe beginnt, die Bach in seiner Kantate 108 "Es ist euch gut, daß ich hingehe" verwendet. (Die vierstrophige Fassung steht hier nach der 16-strophigen. Die dort ausgewählten Strophen sind unter den 16 durch Fettdruck hervorgehoben. Die Abweichungen der Texte deuten auf die 16-strophige Fassung als die ältere hin.)
			
1 Gott Vater, sende
			deinen Geist,
Den uns dein Sohn erbitten heißt,
Aus deines
			Himmels Höhen.
Wir bitten, wie er uns gelehrt:
Laß uns
			doch ja nicht unerhört
Von deinem Throne gehen!
			
2 Kein
			Menschenkind hier auf der Erd
Ist dieser edlen Gabe wert,
Bei
			uns ist kein Verdienen.
Hier gilt gar nichts als Lieb und
			Gnad,
Die Christus uns verdienet hat
Mit Büßen und
			Versühnen.
3
Es jammert deinen
			Vatersinn
Der große Jammer, da wir hin
Durch Adams Fall
			gefallen.
Durch dieses Fallen ist die Macht
Des bösen
			Geistes leider bracht
Auf ihn und auf uns allen.
4
Wir halten, Herr,
			an unserm Heil
Und sind gewiß, daß wir dein Teil
In
			Christo werden bleiben,
Die wir durch seinen Tod und Blut
Des
			Himmels Erb und höchstes Gut
Zu haben treulich gläuben.
5
Und das ist auch
			ein Gnadenwerk
Und deines heilgen Geistes Stärk,
In uns ist
			kein Vermögen.
Wie bald würd unser Glaub und Treu,
Herr,
			wo du uns nicht stündest bei,
Sich in die Aschen legen.
6
Dein Geist
			hält unsres Glaubens Licht,
Wenn alle Welt dawider ficht
Mit
			Sturm und vielen Waffen,
Und wenn auch gleich der Fürst der
			Welt
Selbst wider uns sich legt ins Feld,
So kann er doch
			nichts schaffen.
7
Wo Gottes Geist
			ist, da ist Sieg,
Wo dieser hilft, da wird der Krieg
Gewißlich
			wohl ablaufen.
Was ist doch Satans Reich und Stand?
Wann
			Gottes Geist erhebt die Hand,
Fällt alles übern Haufen.
8
Er reißt der
			Höllen Band entzwei,
Er tröst't und macht das Herze frei,
Von
			allem, was uns kränket;
Wenn uns des Unglücks Wetter
			schreckt,
So ist ers, der uns schützt und deckt
Viel
			besser, als man denket.
9
Er macht das
			bittre Kreuze süß,
Ist unser Licht in Finsternis,
Führt
			uns als seine Schafe,
|Hält über uns sein Schild und
			wacht,
Daß seine Herd in tiefer Nacht
Mit Ruh und Frieden
			schlafe.
10
Den Geist, den
			Gott vom Himmel gibt,*        
Der leitet alles, was ihn liebt,
Auf
			wohlgebahnten Wegen,
Er setzt und richtet unsern Fuß,
Daß
			er nicht anders treten muß,
Als wo man findt den Segen.
11
Er macht
			geschickt und rüstet aus
Die Diener, die des Herren Haus
In
			diesem Leben bauen;
Er ziert ihr Herz, Mund und Verstand,
Läßt
			ihnen, was uns unbekannt,
Zu unserm Besten schauen.
12
Er öffnet unsers
			Herzens Tor,
Wenn sie sein Wort in unser Ohr
Als edlen Samen
			streuen,
Er gibet Kraft demselben Wort,
Und wenn es fället,
			bringt ers fort
Und lässets wohl gedeihen.
13
Er lehret uns die
			Furcht des Herrn,
Liebt Reinigkeit und wohnet gern
In
			frommen keuschen Seelen.
Was niedrig ist, was Tugend ehrt,
Was
			Buße tut und sich bekehrt,
Das pflegt er zu erwählen.
14
Er ist und
			bleibet stets getreu,
Er steht uns auch im Tode bei,
Wenn
			alle Ding abstehen;
Er lindert unsre letzte Qual,
Läßt uns
			hindurch ins Himmels Saal
Getrost und fröhlich gehen.
15
O selig, wer in
			dieser Welt
Läßt diesem Gaste Haus und Zelt
In seiner Seel
			aufschlagen!
Wer ihn aufnimmt in dieser Zeit,
Den wird er
			dort zur ewgen Freud
In Gottes Hütte tragen.
16
Nun, Herr und
			Vater aller Güt,
Hör unsern Wunsch: Geuß ins Gemüt
Uns
			allen diese Gabe!
Gib deinen Geist, der uns allhier
Regiere
			und dort für und für
Im ewgen Leben labe!
*Dein Geist bei Bach ist überzeugender. Der Geist im Ev. Gesangbuch von 1884 erscheint ebenfalls besser.
Vierstrophige Fassung
1) Der
Geist, den Gott vom Himmel gibt,
der leitet alles, was ihn
liebt,
auf wohlgebahnten Wegen.
Er setzt und richtet unsern
Fuß,
dass man nicht anders treten muss,
als wo man findet
Segen.
2) Sein
Geist hält unser Glaubenslicht,
wenn alle Welt dawider ficht
mit
Sturm und vielen Waffen.
Und wenn auch gleich der Fürst der
Welt
selbst wider uns sich legt ins Feld,
so kann er doch
nichts schaffen.
3) O
selig, wer in dieser Welt
lässt bauen diesen Geist das Zelt
in
seines Herzens Mitte!
Wer ihn aufnimmt in dieser Zeit,
den
trägt er dort zur ew'gen Freud
in seines Gottes Hütte.
4) Er
ist und bleibet stets getreu;
er steht uns auch im Tode bei,
wenn
alle Dinge fallen.
Er ändert unsre letzte Qual
und lässt uns
durch das Todestal
getrost zum Himmel wallen.
 
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